Kino. „Sorry, Baby“: Eine autobiografische Geschichte über Heilung und Widerstandsfähigkeit

Der Abschlussfilm der zweiwöchigen Filmfestspiele von Cannes zum Thema sexuelle Gewalt. Die beeindruckende Drehbuchautorin, Regisseurin und Schauspielerin Eva Victor berührt mit Herzschmerz und Begeisterung zugleich.
Etwas ist mit Agnes geschehen. Wir werden es nicht sehen: Eva Victor zeigt nichts. Es hat keinen Sinn. Der Zuschauer weiß ganz genau, dass an dieser Tür, die wir schließen sehen, an diesem Haus, das von außen betrachtet in die Nacht versinkt, etwas geschehen ist, ja, dass es nicht explizit inszeniert werden muss.
Sorry, Baby ist vielleicht ein bescheidener Film. Das ist seine Entscheidung. Alles geschieht außerhalb der Leinwand. Die Fantasie erledigt den Rest. Die Andeutung genügt. Die sexuelle Gewalt wird weder zur Schau gestellt noch von Pathos umhüllt. Stattdessen: ein Hauch von Fantasie, Burleske, leichte Ironie. Eine seltsame Distanziertheit, die die Bestürzung der Heldin Agnès einfängt – dieser Agnès, die ein wenig verrückt ist, erschüttert von etwas, das ihr passiert ist, aber standhaft bleibt.
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Alles dreht sich um diese leicht exzentrische Figur, verloren und doch entschlossen, weiterzumachen. Besonders interessant sind die Folgen von Agnès' Leben. Eva Victor verleiht Agnès eine ausdrucksstarke Interpretation. Konsequent hinter der Kamera, strahlend vor ihr, lässt Eva Victor weder Opferschmerz noch einen Zusammenbruch zu, der dem Täter einen Sieg bescheren würde. Mit Begeisterung, Energie und Empathie stellt sie ihm eine leuchtende und beeindruckende Chronik von Überleben, Widerstandsfähigkeit und Wiedergeburt entgegen, mit Höhen und Tiefen, mit Mut, Lebhaftigkeit und Lebendigkeit. Auch Liebe und Freundschaft kommen dabei zur Sprache.
Mit ihrer Art, die Geschichte von Verletzungen und Traumata mit distanzierter Lässigkeit und kaltem Humor zu erzählen, gestaltet die strahlende Eva Victor einen lebendigen Film. Was Agnès im Film widerfährt, widerfuhr ihr selbst, dem Opfer eines sexuellen Übergriffs. Daher rührt zweifellos die entwaffnende Aufrichtigkeit von „Sorry, Baby“ , so wertvoll wie ein unverfälschtes Zeugnis.
„Sorry, Baby“ von Eva Victor, diesen Mittwoch, 23. Juli, im Kino. Laufzeit: 1 Stunde 44 Minuten.
3919 - Gewalt gegen Frauen info
Die landesweite Hotline 3919 kümmert sich um Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, und bietet ihnen Beratung. Der Anruf ist kostenlos und anonym; der Service ist rund um die Uhr erreichbar.
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